Zucker als Rohöl-Ersatz

Neue Einsatzmöglichkeiten für Zucker

Er macht dick, süchtig und ist giftig für den Körper: Zucker. Der Ruf des weißen Süßungsmittels ist in den letzten Jahren immer wieder in der Öffentlichkeit kritisiert worden. Alternativen wie Stevia, Xylit, Erythrit & Co. laufen ihm den Rang ab. Doch wohin mit dem produzierten Zucker, der scheinbar kaum noch Abnehmer findet? Forscher arbeiten derzeit daran neue Einsatzmöglichkeiten zu entwickeln, beispielsweise als Ersatz für Rohöl und PET.

Das Projekt Carbafin erforscht die neuen Verwendungszwecke für Zucker in der EU. Was viele nicht erwarten: Zucker kann viel mehr als nur Süßen und dick machen. Es birgt enorm viel Potenzial unsere Welt zu verändern. Gefördert wird das Vier-Jahres-Projekt mit 6,1 Millionen Euro von der EU. Der Grund, warum gerade jetzt in die Forschung investiert wird, ist das Auslaufen der Europäischen Zuckermarktordnung. Diese regelte bis Oktober 2017 die Einfuhr und den Im- und Export. Damit ist der Weg frei für andere, günstigere Alternativen – zum Leidwesen der Zuckerproduzenten. Schätzungen nach liegt die Überproduktion bereits bei 300.000 Tonnen pro Jahr.

Zucker – der Rohstoff der Zukunft?

Die Forscher des Projekts Carbafin verfolgen das Ziel, die Hauptbestandteile des Zuckers, Glukose und Fruktose, anders einzusetzen. Heutzutage wird bereits Glukose in der Futtermittelindustrie, in Kosmetikartikeln und in Reinigungsprodukten verwendet. Fruktose soll vor allem in der Industrie zum Einsatz kommen. Zum Beispiel kann aus dem Stoff sogenanntes Hydroxymethylfurfural hergestellt werden – eine wichtige Plattformchemikalie. In der Industrie wird sie bei Farben, Klebstoffen, Biokraftstoffen und in Biopolymere verwendet. Zucker könnte so als Ersatzstoff in diesen Produkten eingebaut werden.

Hydroxymethylfurfural kann weiter zu FDCA verarbeitet werden – ein Oxidationsprodukt, das hauptsächlich bei Plastikverpackungen verwendet wird. Damit würden direkt zwei Probleme gelöst werden: zum einen tragen Unternehmen so zum Umweltschutz bei und zum anderen setzen sie auf natürlich nachwachsende Rohstoffe. Die Forscher rechnen damit, dass durch den Einsatz von Zucker die Produktionskosten um 30 Prozent reduziert werden könnten.

Süße Zukunft

Ein weiteres positives Schmankerl: die Zuckerindustrie wird durch das Projekt Carbafin gestärkt und die bedrohten Arbeitsplätze könnten gesichert werden. Durch die neuen Einsatzmöglichkeiten entstehen außerdem vielfach neue. Ein Zuckerschlecken wird die neue Ära des Zuckers aber nicht. Denn bis alle Möglichkeiten voll ausgeschöpft sind und soweit für die Industrie ausgereift sind, wird es noch dauern. Auch ob sich die neuen Verwendungszwecke des Zuckers flächendeckend durchsetzen oder nur für ein Nischenprodukt geeignet sind, bleibt abzuwarten. Werden einige der Projekte aber bis zur Marktreife durchgeführt, könnte die Industrie sich viele wirtschaftliche Vorteile sichern.

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