British Steel ist pleite

Erster großer Verlierer des Brexits?

Großbritanniens zweitgrößtes Stahlunternehmen British Steel ist zahlungsunfähig. Das Unternehmen hatte auf eine Finanzspritze der Regierung gehofft – doch der Deal platze in letzter Sekunde.

Nun stehen 5.000 Mitarbeiter und weitere 20.000 Mitarbeiter bei Zulieferern möglicherweise vor einem Jobverlust. British Steel steht nun unter Zwangsliquidation, die gerichtlich angeordnet wurde. Laut den Insolvenzverwaltern geht der Geschäftsbetrieb weiter. Auch die Gehälter der Mitarbeiter seien vorerst gesichert.

British Steel bat um Staatshilfe

Experten sehen die Insolvenz des Stahlkochers als Abziehbild der unsicheren wirtschaftlichen Lage in Großbritannien. Der Brexit stelle British Steel vor eine ungewisse Zukunft, so Vorstandschef Gerald Reichmann in einer E-Mail an die Mitarbeiter. Als weiteren Grund nannte er die rückläufige Nachfrage und hohen Rohstoffpreise.
Insidern zufolge hatte das Unternehmen noch versucht, mithilfe von Staatsgeldern die Pleite abzuwenden. So habe die ehemalige Tata-Tochter in London um einen Kredit in Höhe von 30 Millionen Pfund gebeten. Doch dieser wurde abgeschmettert.

Greg Clark, Wirtschaftsminister, betonte, dass die Regierung alles getan habe, um British Steel zu retten. Doch die strengen Regeln hätten eine Finanzierung illegal gemacht. Clark versprach, mit den Insolvenzverwaltern eng zusammenzuarbeiten, um die Standorte zu sichern.

Schon länger finanzielle Schieflage

Die Insolvenz trifft nicht nur die direkten Angestellten schwer. Auch Arbeitnehmer bei den Zulieferern bangen nun um ihre Jobs, vor allem im Norden Englands. Das Gebiet gilt ohnehin schon als strukturell schwach. Das größte Stahlwerk des Unternehmens liegt rund 290 Kilometer nördlich von London in Scunthorpe.

Bereits in den vergangenen Jahren steckte der Stahlkocher in finanziellen Schwierigkeiten. Durch die hohen EU-Anforderungen mussten die Briten einen Kredit in Höhe von über 120 Millionen Pfund aufnehmen. Nur so konnten die Anforderungen für das Emissionshandelssystem der EU eingehalten werden.

Doch das Tauziehen um den EU-Austritt der Briten scheint nur ein weiteres Opfer gefordert zu haben.