Daimler kündigt großes Sparprogramm an
Bis 2022 sollen 1,4 Milliarden Euro eingespart werden
Die schlechte Verfassung der Autobranche macht Daimler immer weiter zu schaffen. Jetzt hat der Konzern ein breites Sparprogramm angekündigt: Es sollen 1,4 Milliarden Euro bis 2022 im Personal eingespart werden. Zudem sollen die Investitionen fürs erste stillgelegt werden – auch in der Forschung und Entwicklung.
Eine ganze Milliarde Euro soll allein bei Mercedes-Benz-Cars in den Personalkosten gespart werden. Nicht nur der Management Bereich ist davon betroffen, sondern ebenfalls der indirekte Bereich – außerhalb der Produktion sollen ebenfalls Stellen gekürzt werden. Bei Mercedes-Benz Vans sollen die Personalkosten um 100 Millionen Euro sinken. Erste Maßnahmen sind bereits im Lkw- und Busbereich geschehen. In diesem Sektor sind Einsparungen im Personal von 300 Millionen Euro in drei Jahren geplant.
Viel Ungewissheit
Vorstandschef Ola Källenius erklärt: „Mit einer klaren Zukunftsstrategie stellen wir das Unternehmen für die Transformation auf“. Außerdem führt er fort: „Die Kostenbelastungen zur Erreichung der CO2-Ziele erfordern umfassende Maßnahmen zur Effizienzsteigerung in allen Bereichen unseres Unternehmens. Dazu gehört auch die Verschlankung unserer Prozesse und Strukturen.“ Man befinde sich zwar im direkten Austausch mit den Arbeitnehmervertretern, jedoch wurde keine Stellenanzahl genannt, die wegfallen wird.
Es ist ebenfalls nicht bekannt, an welchen Standorten genau Einsparungen erfolgen werden. Das einzige was bekannt gegeben worden ist, dass zehn Prozent der weltweiten Führungsstellen bei Mercedes-Benz abgebaut werden sollen. Eins ist aber sicher: bis 2030 werden keine betriebsbedingten Kündigungen vorgenommen und keine Abfindungsprogramme gestartet werden.
1.100 Managementstellen weniger?
Erste durchgesickerte Details des Sparprogramms sorgten für Unwohlsein. Es sollen 1.100 Managementstellen gekürzt werden. Zudem sollen Arbeitnehmer teilweise keine Gehaltserhöhungen oder Tarifsteigerungen erwarten. Der Daimler Betriebsrat weigert sich jedoch, dem zuzustimmen. „Wenn wir strukturelle Probleme haben, dann gibt es bessere Möglichkeiten“, erklärt Michael Brecht, Gesamtbetriebsratsvorsitzender bei Daimler. „Wir sind dabei, wenn es um Effizienzsteigerung durch Ablaufverbesserungen geht. Aber solch plumpes Kostenschrubben, wenn man eine Tarifrunde nicht weitergeben will, das kommt überhaupt nicht in die Tüte.“ Daher wird zurzeit über faire Personalkostenreduzierungen mit dem Autokonzern verhandelt.
CO2-Vorgaben erschweren das Sparen
Damit Daimler den CO2-Vorgaben entspricht, müssen mehr Elektro- und Hybridfahrzeuge der Autosparte hinzugefügt werden. Man konnte bereits einen Zuwachs von zwei Prozent feststellen – nächstes Jahr sollen es neun Prozent mehr sein und ein Jahr später 15 Prozent. Es muss nicht nur viel Geld in die Entwicklung und Produktion gesteckt werden – es bringt auf absehbare Zeit auch weniger Umsatz ein. Auch die Zukunftstechnologien, wie z.B. das autonome Fahren und die Milliarden Verluste durch die Diesel-Rückrufe, fordern viele Zahlungen.
Derzeit stößt die Mercedes-Flotte 138 Gramm CO2 pro Kilometer aus. Um den Richtlinien zu entsprechen, müssen diese bei den Neuwagen im Jahr 2020 auf 100 Gramm pro Kilometer reduziert werden. „Auch wenn es wie eine Herkulesaufgabe aussieht: Wir können das Ziel erreichen“, kommentiert Källenius optimistisch. Damit der Übergang leichter von der Bühne geht, gewährt der Gesetzgeber einen sogenannten „Supercredit“. Diesen muss Daimler bereits im nächsten Jahr in Anspruch nehmen. Källenius sagt, dass die benötigte Technologie vorhanden sei, nur das Konsumverhalten der Kunden könne man nicht beeinflussen.
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