Lieferengpässe lassen Industrie schwächeln
Deutsche Industrie vor allem in Asien und den USA gefragt
Der deutschen Industrie geht es nach wie vor gut. Jedoch schwächelte das Wachstum im Februar leicht. Der Grund ist aber nicht eine rückläufige Nachfrage, sondern Lieferengpässe. Die Folge: starke Preissteigerungen in der Beschaffung, was sich wiederum auf die Verkaufspreise auswirkt, die ebenfalls anstiegen.
Zu diesen Ergebnissen kam der Bundesverband Materialwirtschaft und Einkauf, die regelmäßig den BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) erfassen. Innerhalb von vier Wochen sank dieser auf 60,6 Punkte ab und ist somit wieder auf dem Stand von Oktober 2017. Im Dezember 2017 hatte der Index ein Rekordhoch erreicht. Trotzdem signalisiert der EMI weiterhin ein kräftiges Wachstum, denn alle Werte über 50 Punkten bedeuten, dass die Industrie wächst.
Lieferengpässe sorgen für Preisanstieg
„Das enorme Industriewachstum der vergangenen Monate könnte möglicherweise an seine Grenzen stoßen“, mutmaßt BME-Hauptgeschäftsführer Silvius Grobosch. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen ergänzt: „Es wird enger in der deutschen Wirtschaft.“ Weiterhin sagt Traud: „Die Einkaufspreise steigen, die Kapazitäten sind hoch ausgelastet und auch vom Arbeitsmarkt kommt Druck, wie sich am jüngsten Tarifabschluss der IG-Metall ablesen lässt. Preisdruck wird zum Thema des Jahres 2018. Früher oder später wird dies auch die EZB erkennen.“
Industrie will wieder verstärkt investieren
Eine ähnliche Prognose gibt auch die Konjunkturexpertin Sophia Krietenbrink ab: „Die deutsche Wirtschaft läuft derzeit auf Hochtouren. Umso größer das Wachstum, desto mehr werden am aktuellen Rand aber auch die Flaschenhälse spürbar.“ Den Grund sieht die Expertin vor allem in den mangelnden Ausrüstungsinvestitionen der letzten Jahre. Gleichzeitig sei jedoch die Kapazitätsauslastung gestiegen, was sich beispielsweise an den langen Lieferzeiten belegen lasse. Die Unternehmen müssten nun reagieren und wieder verstärkt in die Auslastungsgrade investieren. Dass dies bereits von der Industrie erkannt worden ist, zeigt eine Umfrage der DIHK Anfang 2017: Demnach planen die Unternehmen so viel zu investieren wie zuletzt vor sieben Jahren. „Mehr als vier von zehn Unternehmen planen Kapazitätserweiterungen“, sagt Krietenbrink.
Die deutsche Industrie ist nach wie vor gefragt, vor allem Neuaufträge stammen aus Asien oder den USA. Seit April 1996 boomt die Nachfrage. Die steigenden Einkaufspreise trafen vor allem Stahl und Kunststoffe, weil diese besonders von Lieferengpässen betroffen seien. Auch Energie verteuerte sich. Die Verkaufspreise stiegen als Folge mit der zweithöchsten Rate seit Ende 2002. Nur im April 2011 wurden die Verkaufspreise noch stärker angehoben.