Studie warnt vor chinesischen Investoren

So will China zur Industrie-Supermacht werden

Eine Studie der Bertelsmann Stiftung warnt davor, dass immer häufiger chinesische Investoren in Europa auf Shoppingtour gehen und europäische Firmen aufkaufen.

Die chinesische Regierung schützt im Gegenzug ihre eigene Industrie vor dem Zugriff ausländischer Investoren. Mit dem klaren Ziel bis zum Jahr 2049 Industrie-Supermacht zu werden.

Studie warnt vor technologischem Ausverkauf

Nach der aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung müsse sich Deutschland und die EU verstärkt für einen fairen Wettbewerb mit der Handelsmacht China einsetzen. Ein Ungleichgewicht gibt es bisher vor allem deshalb, weil die chinesische Regierung ihre strategischen Industriezweige vor ausländischen Zugriffen schützt, im Gegenzug aber in Europa freien Marktzugang erhält.

Nach der Untersuchung kaufen immer häufiger chinesische Investoren europäische Technologiefirmen. Von 175 Übernahmen oder Beteiligungen im Zeitraum von 2014 bis 2017 sind 112 Branchen, die China mit seiner Strategie „Made in China 2025“ verstärkt fördern will. Das erklärte Ziel: Mithilfe von staatlichen Subventionen die Technologielücken zu westlichen Firmen schließen und selber Weltmarktführer hervorbringen. Bis zum Jahr 2049 will China dann eine Industrie-Supermacht sein – pünktlich zum 100. Geburtstag der Volksrepublik.

Wirtschaftsbeziehung nicht auf Augenhöhe

Studien-Autorin Cora Jungbluth kritisiert vor allem, dass es keine wirtschaftliche Beziehung zwischen China und Europa auf Augenhöhe gibt, trotz Zugehörigkeit zur Welthandelsorganisation (WTO). „Weder Deutschland noch die EU haben der industriepolitischen Strategie Chinas momentan etwas entgegenzusetzen“, sagt Jungbluth.

Die Forscherin plädiert für die Einführung eines bilateralen Investitionsabkommens zwischen der EU und China. 2014 wurde ein solches Abkommen bereits verhandelt, das nun abgeschlossen werden müsse. Außerdem sollte Deutschland sein Prüfungsverfahren überdenken: Bislang greift die Regierung erst bei 25 Prozent Anteilskäufen ein, bei Branchen die sicherheitsrelevant sind. Für Jungbluth zu wenig. Sie rät zu einer Herabsetzung auf 10 Prozent.

Zwar beteiligen sich chinesische Investoren besonders gerne an Unternehmen in den Bundesländern Baden-Württemberg (23 Prozent) Nordrhein-Westfalen (20 Prozent) und Bayern (16 Prozent), welche die Regionen mit den meisten „Hidden Champions“ sind, allerdings bringen die Investitionen auch Vorteile mit sich: „Gegenwärtig dominiert die Angst vor dem technologischen Ausverkauf. Doch ausländische Direktinvestitionen bringen auch Kapital nach Deutschland und schaffen Arbeitsplätze“, erklärt Jungbluth.

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