Dieselskandal: Was wusste Herbert Diess?
Ex-Mitarbeiter belastet VW-Chef
Er sollte eigentlich für den Neuanfang nach dem Dieselskandal stehen – doch nun gerät VW-Chef Herbert Diess immer mehr unter Druck. Nach Recherchen des NDR wusste er womöglich früher als bisher bekannt von dem Abgasskandal.
Der Ex-Leiter für Produktionssicherheit, Bernd Gottweis, hat in einer Aussage gegenüber der Staatsanwaltschaft Braunschweig angegeben, dass er bereits am 13. September 2015 vor einer Klage der US-Behörden warne. Einen Tag später habe er dieses Memorandum persönlich an Diess übergeben. Vier Tage später wurde der Dieselskandal durch die US-Behörden öffentlich gemacht, so der NDR. Gottweis hatte in der Schrift eine offene Kommunikation des Konzerns gegenüber den Behörden und Aktionären gefordert.
Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Diess
Ursprünglich hatte der ehemalige Markenvorstand von Volkswagen Diess angegeben, von den Dieselmanipulationen überrascht worden zu sein. Nach Informationen des Spiegels habe er jedoch bereits im Juli 2015 an einer Sitzung teilgenommen, in der es unteranderem um die illegale Software zur Abgasmanipulation ging. Der Wolfsburger Autokonzern bestätigte die Sitzung, machte aber zu den Inhalten keine genauen Angaben, weil die Beteiligten sich nicht mehr genau daran erinnern könnten.
Währenddessen ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig gegen den VW-Chef und zwei weitere Manager des Autobauers wegen Marktmanipulation. Bei den Ermittlungen soll geklärt werden, ob Volkswagen die Aktionäre früher über die möglichen Strafzahlungen in den USA hätte warnen müssen. Eine Frage, bei der es um Milliarden geht.
Nach Aussagen eines Sprechers von VW habe das Unternehmen selber erst vor kurzen in die Ermittlungsakten Einsicht erhalten. Der Konzern lehne es außerdem ab, Zeugenaussagen von einzelnen Personen zu kommentieren.