Ist Huawei ein Trojaner?

Deutschland denkt über Ausschluss beim 5G-Netz nach

Der chinesische Technikkonzern Huawei sorgte in den letzten Monaten immer wieder für Aufsehen – positiv sowie negativ. Mit über 206 Millionen verkauften Smartphones läuft der chinesische Hersteller zunehmend den Platzhirschen Samsung und Apple den Rang ab. Apple hat Huawei sogar bereits vom Platz 2 der Marktführer verdrängt.

Doch gerade in den USA, dem Heimatmarkt von Apple, haben es die Chinesen derzeit besonders schwer, sodass das Land den Technikhersteller in 13 Punkten anklagt. Die Vorwürfe richten sich unter anderem gegen die Finanzchefin, die gegen die Iran Sanktionen verstoßen haben soll. Aber auch der Spionage wird der Konzern bezichtigt. E-Mails von Mitarbeitern sollen belegen, dass je nach Qualität der ausspionierten Information, Boni und Sonderzahlungen getätigt werden. Veröffentlicht sind die Beweismittel bislang nicht. Huawei bestreitet die Vorwürfe.

ARD berichtet über Killswitchs

Und doch, obwohl in diesem Fall noch nicht geklärt ist, ob die Anschuldigungen stimmen, ist der Ruf des chinesischen Konzerns weltweit schon angekratzt. Die USA boykottieren das Unternehmen. So verkaufen einige Mobilfunkanbieter bereits keine Smartphones des Herstellers mehr. Die Angst, Huawei könnte Staats- und Firmengeheimnisse ausspionieren, sind der Grund für den Boykott. Das Unternehmen selbst sieht sich als Opfer im Handelsstreit zwischen den USA und China. Durch den weltweiten Boykott soll Druck auf die anstehenden Verhandlungen beider Länder ausgeübt werden.

Auch Deutschland überlegt derzeit, das Technikunternehmen vom Ausbau des Mobilfunknetzes 5G auszuschließen. In Großbritannien, Japan, Australien und Neuseeland ist das bereits der Fall. Auch Frankreich und Norwegen zögern noch. Die Sorge der Regierungen ist, dass die durch Huawei gelieferte Technik für den Ausbau einen sogenannten Killswitch enthält. Das berichtet bereits das ARD Hauptstadtstudio. Damit könnte die chinesische Regierung das Netz abschalten, wenn es zu Unstimmigkeiten mit der Bunderegierung käme. Denn Huawei soll eine Art Trojaner der Kommunistischen Partei Chinas und des Geheimdienstes sein. Doch genau wie bei dem Spionage Vorwurf gibt auch es hierfür keine Beweise. Die chinesische Regierung stritt die Vorwürfe ab.

Aus technischer Sicht ist das möglich, sagt Gerhard Schindler. Er ist ehemaliger Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND): „Wer diese Technologie bereitstellt, ist auch in der Lage, Kommunikation abzuhören.“ Schindler arbeitet als Lobbyist für eine Sicherheitsfirma.

Vor wenigen Tagen sollen Vertreter von der Deutschen Telekom, Vodafone und Telefónica im Bundesministerium für Wirtschaft zu dem Einbau von Killswitch befragt worden sein. Die Unternehmen sollen verneint haben, dass es solche Abschaltvorrichtungen gebe, berichtet das Online-Magazin golem.de.

Huawei beliefert die Telekom

Der Ausschluss des Konzerns von dem Ausbau der Telekommunikations-Infrastruktur, ist aber nicht so leicht, wie man annehmen könnte. Denn die Chinesen sind Lieferant für Mobilfunkanbieter, wie die Deutsche Telekom und Telefónica. Das Handelsblatt berichtet, dass sich beide Unternehmen bereits darauf geeinigt hätten, auf Huawei als Lieferanten künftig zu verzichten. Intern sollen bereits Pläne dafür ausgearbeitet werden. Doch das könnte den Unternehmen teuer zu stehen kommen, denn das chinesische Unternehmen kann die Technik für den 5G-Umbau so günstig, wie kein anderer produzieren. Der Netzaufbau in Europa könnte somit deutlich teurer werden.

Auch die Sicherheitsanforderungen an den Netzausbau könnten so drastisch verschärft werden, dass keine Technik für Huawei mehr verwendet werden darf. Ob und wie das Unternehmen auch in Deutschland ausgeschlossen wird, könnte sich noch Ende Februar entscheiden. Dann tagt die Industrievereinigung GSMA, um die Vorwürfe und das Vorgehen gegen den Konzern zu diskutieren. Die GSMA vertritt über 800 Mitglieder und 200 Netzwerkinfrastruktur-Hersteller.