Studie: Ingenieure werden zu Alleskönnern
Hochschulen stehen vor Veränderungen
Die Industrie 4.0 betrifft nicht nur Unternehmen, sondern auch deren Nachwuchsfachkräfte. Das Berufsbild und die Ausbildung des Ingenieurs könnte sich in den nächsten Jahren gravierend verändern, sagt eine Studie der Impulsstiftung des VDMA.
Die Studie hat demnach ein Profil entwickelt mit Fähigkeiten, die angehende Ingenieurinnen und Ingenieure erfüllen sollten, um auf die Industrie 4.0 vorbereitet zu sein.
Der digitale Wandel ist kein Selbstläufer, sondern setzt einen gewaltigen Change-Prozess in den Hochschulen voraus“, so Hartmut Rauen, stellvertretender VDMA-Hauptgeschäftsführer. „Als wichtigster deutscher Ingenieurarbeitgeber und Technologieführer sind wir im Maschinenbau vom Gelingen dieses Prozesses existenziell abhängig“, heißt es weiter.
Ingenieure brauchen umfassende Kenntnisse aus verschiedenen Bereichen
Untätig seien die Universitäten aber bislang nicht gewesen. So zeigt die Studie, dass es bereits Ansätze für den Wandel in der Ausbildung von Nachwuchskräften gibt. Ausgereift sind diese aber wohl noch nicht. Besonders schwierig gestaltet sich die Einführung neuer und die Streichung veralteter Inhalte, da es keinen strukturierten Entscheidungsprozess hierfür gibt. Außerdem müssen Änderungen durch mehrere Gremien, Fakultäten und Fachbereiche abgesegnet werden – und das dauert.
Rauen kritisiert zudem, dass die Fakultäten noch nicht ausreichend fächerübergreifend Inhalte thematisieren. Dabei zeigt die Studie, dass Studenten der Fächer Maschinenbau und Elektrotechnik Grundlagenkenntnisse der Informatik benötigen. Um das zu gewährleisten müssen also die verschiedenen Fachbereiche eng zusammenarbeiten.
Die Studie liefert dafür auch einen Vorschlag, wie das gelingen kann: demnach sollen zwei Semester lang Studenten gemeinsam ein ingenieurswissenschaftliches Grundstudium absolvieren. So könnten sie die Bereiche Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik gleichermaßen kennenlernen.
Bislang herrscht eine Learning-by-doing-Mentalität
Für die Studie wurden Experteninterviews und eine Online-Umfrage unter 224 Unternehmen durchgeführt.
Dabei gibt die Studie auch Einblicke, wie weit die Unternehmen sich selbst auf dem Weg der digitalen Produktion sehen: 92 Prozent denken, dass sie mindestens die Hälfte des Prozesses hinter sich haben. Bislang, so die Studie, haben sich die Ingenieure die Fähigkeiten dafür selbst durch die Praxis angeeignet. Die Vernetzung findet aber selbst bei jüngeren Absolventen in der Ausbildung kaum Platz. Um Industrie 4.0 aber nachhaltig in Unternehmen zu verankern, werden Kenntnisse über Automatisierung, Sensorik, vernetzte Produktionen, Systems Engineering und Robotik benötigt. Dies fehlt im Studium bislang.